Offen für Kooperationen

Omas sind wichtig“, sagen Salam, Noura, Muna, Asma, Sonaea und Fatima wie aus einem Munde. Die jungen Mütter, die aus Syrien, Libyen, Ägypten und Afghanistan kommen, lernen an drei Vormittagen pro Woche Deutsch in einem reinen Frauenkurs, der beim Katholischen Deutschen Frauenbund Diozösanverband Berlin (KDFB Berlin) in Kooperation mit der Volkshochschule Charlottenburg stattfindet.

Der Katholische Deutsche Frauenbund hat eine über 100-jährige Geschichte

Ihre kleinen Kinder werden in dieser Zeit ehrenamtlich von fünf alten Damen betreut, die selbst im „Helene Weber“- Mehrgenerationenwohnhaus, das zum Katholischen Deutschen Frauenbund Diözesanverband Berlin e.V. gehört, zu Hause sind. Namensgeberin des Hauses ist eine der „Mütter des Grundgesetzes“, die auch jahrzehntelang KDFB-Mitglied war.

Einige Teilnehmerinnen des Deutschkurses mit ihrer Lehrerin Steffi Engel

Seit über 100 Jahren engagiert sich der Katholische Frauenbund in Berlin (und bundesweit) und er bietet neben dem Frauenwohnhaus mit 150 Wohnungen am Lietzensee auch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit KDFB-Clubabenden sowohl in Berlin als auch in Potsdam, Kleinmachnow und Brandenburg an der Havel an. Themen wie Sexismus, Equal Pay, Minderjährigen-Ehen oder Islambilder in den Medien werden nicht sofort mit einem katholischen Frauenverband in Verbindung gebracht.

Veranstaltungsbesucher*innen sind oft erstaunt über die Themenvielfalt

Wir sind oft mit einem Vorurteil konfrontiert“, sagt Geschäftsführerin Maja Petrauschke, und „danach haben viele Besucherinnen unserer Veranstaltungen ein Aha-Erlebnis, was wir als katholischer Verband alles machen.“ Maja Petrauschke legt Wert darauf, herauszustellen, dass der Katholische Deutsche Frauenbund unabhängig ist und arbeitet und aus der internationalen Frauenbewegung entstanden ist.

Liebevolle Kinderbetreuung durch ehrenamtliche „Großmütter“

Die Idee, Deutschunterricht für geflüchtete Frauen anzubieten, entstand vor anderthalb Jahren, weil der Verband sich in der Flüchtlingshilfe nachhaltig engagieren wollte. Jetzt ist der Kurs mit Kinderbetreuung „ein Selbstläufer und ein Erfolgsmodell“, wie Maja Petrauschke sagt und er findet bereits im dritten Durchgang statt. Das Kursmaterial und die Lehrerin werden von der Volkshochschule gestellt und die Kinderbetreuung teilen sich an diesem Vormittag ehrenamtlich Dr. Jutta Pehle, Gisela Häfker und Elfriede Schwarz – alle weit über siebzig Jahre alt.

Im Deutschunterricht für Migrantinnen können die Frauen über alle ihre Themen offen reden

Die jungen Mütter kennen die enge Generationenzusammengehörigkeit aus ihren Heimatländern und vertrauen den alten Damen gerne ihre kleinen Kinder an. Die können jederzeit zum Stillen in den Unterricht gebracht werden, den Steffi Engel leitet. Es ist sofort zu merken, dass dies ein besonderer Kurs ist. Nicht nur, wegen der liebevollen Kinderbetreuung und der überschaubaren Gruppengröße, sondern weil die Teilnehmerinnen, von denen eine einen schwarzen Gesichtsschleier trägt, hier über alles, was Frauen betrifft, offen reden können.

Maja Petrauschke und Heike Neubrand

Dies umfasst Kindererziehung, Schwangerschaftsprobleme oder gynäkologische Themen genauso wie den Berufseinstieg einer jungen syrischen Ärztin, den diese bald in Deutschland schaffen will. Und, so sagen wieder alle einhellig, „hier wird auf unsere Bedürfnisse eingegangen und das Tempo des Deutschlernens individuell angepasst.“ Steffi Engel lobt im gleichen Atemzug den Fleiß und die Motivation ihrer Schülerinnen.

Offen für Kooperationen und vielfältige Vernetzungen

Der KDFB ist „offen für alle Frauenthemen und natürlich auch für Kooperationen“, sagt Heike Neubrand, die als Bildungs- und Öffentlichkeitsreferentin in der Geschäftsstelle arbeitet. Sie schätzt besonders, genauso wie die Geschäftsführerin, die Vernetzungsmöglichkeiten der Mitgliedsorganisationen im Frauenpolitischen Rat. Erfolgreiche Kooperationen wie beispielsweise die mit dem Juristinnenbund oder der Gleichstellungsbeauftragten von Brandenburg an der Havel führen zu einem spannenden Austausch zu vielen verschiedenen Themen. Zu ihren Clubabenden laden sie alle Interessierten auch aus den Mitgliedsorganisationen zum noch besseren Kennenlernen ein.

Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Anne Heinlein

 

Der KDFB Berlin ist Teil eines bundesweit arbeitenden Verbandes mit 200.000 Frauen jeden Alters. Er ist seit Ende 2015 Mitglied im Frauenpolitischen Rat und gesellschaftspolitisch, sozial und kirchlich engagiert. Er vertritt die Interessen von Frauen in Gesellschaft, Politik und Kirche und setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Gesellschaft und Kirche ein.