Women in Architecture Festival: Gespräch und Austausch in der Waldschänke Stahnsdorf
Am Freitag, den 27. Juni 2025, versammelten sich Interessierte in der idyllisch gelegenen Waldschänke Stahnsdorf zu einer besonderen Veranstaltung im Rahmen des bundesweiten Festivals Women in Architecture. Unter dem Titel „Räume für alle und Ortsentwicklung: Frauen gestalten Brandenburg“ wurde ein Thema in den Mittelpunkt gestellt, das oft zu wenig Sichtbarkeit erfährt: Die Rolle von Frauen in der Planung, Gestaltung und Entwicklung unserer Lebensräume – insbesondere im ländlichen Raum.
Die Veranstaltung war ehrenamtlich organisiert und brachte Akteurinnen aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft zusammen, um drängende Fragen zu diskutieren:
Was sind sogenannte „Dritte Orte“? Wie können sie Inklusion fördern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken? Und welche Bedingungen begegnen Frauen dabei, wenn sie bauen, planen und gestalten?
Räume, die verbinden – Impulse zu Dritten Orten
Julia Diringer, Wissenschaftlerin und Projektleiterin am Deutschen Institut für Urbanistik, eröffnete den Abend mit einem pointierten Input zu den gesellschaftlichen Potenzialen Dritter Orte. Sie beschrieb diese als Räume, die zwischen Privatleben und Arbeitswelt angesiedelt sind – Orte für Begegnung, Austausch, Gemeinschaft. In Zeiten zunehmender Vereinzelung, digitaler Abschottung und der Erosion von Stadtzentren – ein Phänomen, das nicht nur ländliche Regionen betrifft, sondern auch Städte wie Potsdam – sind Dritte Orte wichtige soziale Ankerpunkte.
Sie bieten konkrete Antworten auf Herausforderungen wie Einsamkeit und Rückzug ins Digitale: Orte der analogen Begegnung, der Aushandlung und des Gemeinwohls. In diesem Sinne stellen sie einen Gegenpol zum konsumorientierten, individualisierten Raumverständnis dar und bieten Möglichkeiten, das gesellschaftliche Miteinander aktiv zu gestalten.
Frauen bauen Zukunft – Perspektiven aus Planung und Ingenieurwesen
Dass Frauen Räume aktiv mitgestalten, wurde auch in den Beiträgen von Anja Schellhorn, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Ingenieurkammer, und Dr. Doreen Zauft, Bauingenieurin und Geschäftsführerin der DR. ZAUFT Ingenieurgesellschaft für Bauwesen mbH, deutlich. Trotz vergleichsweise hoher Anteile weiblicher Studierender im Bauingenieurwesen von 30%, sind Besprechungen mit fast ausschließlich Männern am Planungstisch keine Seltenheit im Berufsalltag. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch der DR. ZAUFT Ingenieurgesellschaft für Bauwesen mbH wichtig, dennoch scheinen schon auf dem Weg zum Beruf weitere Hürden zu liegen, sodass sich die Absolventinnen häufiger für Verwaltungslaufbahnen anstatt den Schritt ins Bauwesen entscheiden.
Die Brandenburgische Ingenieurkammer setzt sich mit gezielten Programmen für mehr Sichtbarkeit und Zugänge ein – etwa durch Schüler*innenwettbewerbe, die insbesondere Mädchen technische Berufe näherbringen sollen. Der Spaß an naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathematik und Physik soll gefrödert werden, denn er ist eine wichtige Grundlage. Doch auch hier zeigte sich: Es braucht die Unterstützung von Lehrkräften und Schulen, damit diese Angebote tatsächlich ankommen.
Zukunftsorte, getragen von Engagement
Andrea Nickisch, Vorständin des Netzwerks Zukunftsorte, stellte beispielhafte, frauengeführte Projekte in Brandenburg vor, die durch Kreativität, Engagement und Gemeinschaftssinn neue Räume schaffen – oft zunächst ehrenamtlich und neben Beruf und Familie. Diese Orte sind mehr als nur Treffpunkte: Sie sind Motoren der Ortsentwicklung und zeigen, wie viel Kraft von selbstorganisierten Initiativen ausgehen kann – insbesondere, wenn Frauen ihre Ideen in die Tat umsetzen.
Austausch auf Augenhöhe
Teilnehmende aus Jüterbog, Brandenburg an der Havel, Kleinmachnow und Berlin trugen mit ihren Perspektiven und Fragen zu einem lebendigen, offenen Austausch bei. Die Veranstaltung machte deutlich: Frauen gestalten Brandenburg – in Baukultur, Ortsentwicklung und Gemeinwesen. Sie brauchen dafür allerdings Zugang, Unterstützung und Sichtbarkeit.
Was bleibt, ist ein starkes Signal: Zukunft wird dort gemacht, wo Menschen sich begegnen, wo Ideen geteilt und weiterentwickelt werden – und wo Frauen Räume nicht nur nutzen, sondern aktiv mitgestalten.
Danke für die Organisation durch Julia Felker, SRL e.V. und das Netzwerk Zukunftsorte e.V.