Olaf Scholz zu Besuch im Neuen Haus
Fotos: Felix Zahn
Die Vorzüge der besseren Sichtbarkeit unseres neuen Standorts am Alten Markt machen sich bemerkbar. Erst der Besuch von Annalena Baerbock, und nun konnten wir Olaf Scholz, Bundestagsabgeordneter der SPD des Potsdamer Wahlkreises und Bundeskanzler a.D. begrüßen. Er selbst machte sich einen Eindruck vom neuen Standort für Gleichstellung in Potsdams Mitte, wo unter einem Dach das Autonome Frauenzentrum Potsdam (AFZ), das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser (NbF) mit der KIKO und der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg (FPR) wirken.
Der Besuch kam nicht von ungefähr: Bereits in der Entstehungsphase des gemeinsamen und bisher bundesweit einzigartigen Projekts hatte Scholz das Vorhaben mit einem unterstützenden Schreiben begleitet. Umso mehr freuten wir uns über seinen nun persönlichen Besuch – ganz ohne Tagesordnung oder Pressebegleitung. Als lokal wohnhafter “Nachbar” nutzte er die Gelegenheit, sich die neuen Räumlichkeiten anzuschauen – und ins Gespräch zu kommen.
Antifeminismus, digitale Netzwerke und der gesellschaftliche Ton
Im Austausch wurde schnell deutlich, dass Olaf Scholz die Entwicklungen rund um den erstarkenden Antifeminismus sehr aufmerksam beobachtet. Er sprach über die wachsende internationale Vernetzung antifeministischer Bewegungen, insbesondere im digitalen Raum: In Foren und Plattformen wie der sogenannten Manosphere finden sich heute schnell Gleichgesinnte – weltweit, vernetzt, radikalisiert.
Scholz warnt davor, diese Dynamiken zu unterschätzen – auch in Deutschland. Er zeigte sich außerdem besorgt um das gesellschaftliche Klima: Aussagen, die vor einer Weile noch im öffentlichen Diskurs kritisiert und korrigiert worden wären, gelten zunehmenden als sagbar oder werden gar normalisiert. Auch in der politischen Debatte nehme das rauer werdende Klima spürbar Einfluss auf Gleichstellungsthemen und Debattenkultur.
Frauenhausfinanzierung
Im Gespräch mit dem Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser zeigte Scholz großes Interesse an den Finanzierungsstrukturen. Er berichtete von der Sorge, dass Bundesmittel gelegentlich dazu führen könnten, dass Länder und Kommunen sich aus der Verantwortung ziehen. Unsere Kollegin Laura Kapp vom NbF ging darauf ein, dass der Ausbau der Frauenschutzstrukturen nicht nur Regelfinanzierung sondern auch investive Mittel vom Bund benötigt.
Ein Haus mit Wirkung
Auch das neue Haus selbst war Thema. Scholz fragte nach der politischen Reaktionen, denn er wisse aus eigener Erfahrung, wie viel politisches Gewicht sichtbare Orte des gemeinsamen Wirkens haben – und dass unsere Präsenz der feministischen Arbeit allein bereits ein Statement ist.
Wir danken Olaf Scholz für seinen Besuch, seine offene Haltung und sein echtes Interesse an unserer Arbeit. Für uns ist es ein wichtiges Zeichen, wenn erfahrene politische Akteure Gleichstellungsthemen im Blick behalten – und Räume wie das Neue Haus als das wahrnehmen, was sie sind: Orte für Vernetzung, politische Arbeit und konkrete Unterstützung.