Zum 25.11.2025: Die Beendigung der Gewalt ist staatliche Pflicht und Aufgabe aller

Posted by on Nov. 24, 2025 in Allgemein

Der 25.11. ist der Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen. Das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser e.V. (NbF), das Autonome Frauenzentrum Potsdam (AFZ) und der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg e.V. (FPR) haben diesen Tag zum Anlass genommen, um in einer gemeinsamen Pressemitteilung klarszustellen:

Die Beendigung der Gewalt ist staatliche Pflicht und Aufgabe aller

In den letzten fünf Jahren sind die polizeilich erfassten Zahlen häuslicher Gewalt um fast 14 Prozent gestiegen. Mit 6.790 Fällen haben sie 2024 auch im Land Brandenburg ein neues Hoch erreicht. Anlässlich des Internationalen Tags gegen geschlechtsspezifische Gewalt fordern das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser (NbF), der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg (FPR) und das Autonome Frauenzentrum Potsdam (AFZ) eine gemeinsame Kraftanstrengung: Geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden liegt in der Verantwortung aller.

Jede dritte erwachsene Frau erfährt in ihrem Leben Gewalt oder hat sie erfahren, meist durch ihren Partner oder Ex-Partner. Statistisch gesehen kennen alle mindestens eine Frau, die betroffen ist. Statistisch gesehen kennen alle einen Mann, der Gewalt ausgeübt hat oder Gewalt ausübt. Gewalt ist keine Privatsache, sondern ein umfassendes gesellschaftliches Problem, das viele Ursachen und Beteiligte hat. Realität ist, dass in Deutschland trotz steigender Fallzahlen und wachsender sozialer Krisen viel zu wenig passiert.

Noch immer schieben sich Kommunen, Länder und Bund die Verantwortung dafür zu, dass in Deutschland rund 14.000 Frauenhausplätze fehlen.
Noch immer
gibt es Polizist*innen, die bei einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt nur ein ermahnendes Wort sprechen.
Noch immer
erlauben Familiengerichte dem Vater Umgangs- oder gar Sorgerecht, weil er „nur“ die Frau, nicht aber die Kinder geschlagen hat.
Noch immer
tun Politiker*innen so, als sei der gefährlichste Ort für eine Frau die Fußgängerzone der Innenstadt und nicht das eigene Zuhause.
Noch immer
drehen Nachbar*innen lieber den Fernseher lauter, wenn nebenan geschrien wird, statt sich einzumischen oder die Polizei zu rufen.
Noch immer
hören Betroffene „Warum hast du dich nicht viel früher getrennt?“.
Noch immer
wachsen Jungen in diesem Land mit Besitz-, Macht- und Überlegenheitsansprüchen gegenüber Frauen, Mädchen und queeren Menschen auf.

Und dennoch müssen sich Gleichstellungs-, Schutz- und Präventionsstrukturen rechtfertigen und um ihre finanzielle Sicherung bangen und kämpfen, anstatt politisch abgesichert ihrer so wichtigen Arbeit nachzugehen.

Dieser Zustand ist unerträglich. Er ist allzu oft tödlich. Um geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden, fordern das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser, der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg und das Autonome Frauenzentrum Potsdam einen umfassenden Bewusstseinswandel: Alle müssen in die Verantwortung gehen und ihren Teil dazu beitragen, geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden.

Friederike Arndt, Geschäftsführerin des FPR, dazu: „Frauenrechte sind Menschenrechte – und ihre Umsetzung ist keine freiwillige Leistung, sondern Pflicht. Gewaltprävention darf kein Projekt für gute Zeiten sein, sondern muss Kern staatlichen Handelns werden, denn Gewaltprävention beginnt mit Gleichstellungspolitik.“

Michaela Rönnefahrt, Vorstandsfrau des Netzwerks der brandenburgischen Frauenhäuser und Mitarbeiterin des Frauenhauses Neuruppin, dazu: „Wir unterstützen die Frauen und Kinder auf ihrem Weg in ein gewaltfreies Leben, so gut wir können. Viel zu oft werden uns dabei Steine in den Weg gelegt. Dabei dürfte unsere Arbeit nur das letzte von vielen Puzzlestücken sein, das häusliche und partnerschaftliche Gewalt erkennt, interveniert und die Betroffenen unterstützt.“

Geschäftsführerin Katrin Aechtner vom Autonomen Frauenzentrum Potsdam sagt: „Es sind so viele Menschen betroffen, von partnerschaftlicher Gewalt, aber auch von geschlechtsspezifischer Diskriminierung und anderen Ausschlüssen. Sie zu empowern und ihnen zu zeigen: Du bist nicht allein, wir glauben dir, und du bist nicht das Problem – das ist unser Ziel, daran arbeiten wir mit unseren Projekten und unseren Gruppen.“

Die drei Organisationen haben im März 2025 zwei Etagen am Alten Markt 6 bezogen, wo auch Räume für Treffen, Tagungen, Ausstellungen und Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Hier werden Ressourcen geteilt und neue Ideen entwickelt mit einer Vielzahl weiterer Akteur*innen. So können verschiedene Ansätze und Perspektiven ineinandergreifen und neue Kraft und Wirksamkeit entfalten.

Mit dem Internationalen Tag zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen wurde ein Tag im Jahr etabliert, an dem sich Politik und Institutionen mit geschlechtsspezifischen Menschenrechtsverletzungen auseinandersetzen. Klar ist jedoch auch: Gewaltschutz darf nicht nur an einem Tag im Jahr stattfinden, sondern ist ein täglicher, solidarischer Kampf. Politische Bekenntnisse gegen geschlechtsspezifische Gewalt entfalten nur dann Wirkung, wenn die umsetzenden Strukturen für Gleichstellung, Schutz und Prävention gesichert sind.

Die ganze Pressemitteilung finden Sie hier.