Frauen gestalten Brandenburgs ländliche Zukunft – stark, vielfältig, unverzichtbar

Posted by on Okt. 15, 2025 in Allgemein

Am 15. Oktober wird weltweit der Internationale Tag der Frauen in ländlichen Gebieten begangen. Dieser Tag würdigt Frauen, die auf dem Land leben, arbeiten und unsere Gesellschaft im Alltag zusammenhalten. Gerade in einem Flächenland wie Brandenburg sind Frauen die treibende Kraft für soziale Stabilität, kulturelles Leben und Zukunftsfähigkeit.

Sie sind Landwirtinnen, Unternehmerinnen, Bürgermeisterinnen, Lehrerinnen, Pflegerinnen, Aktivistinnen und vieles mehr. Sie schaffen Räume des Miteinanders, halten Dörfer lebendig und gestalten Wandel, wo Strukturen brüchig werden. Doch ihre Arbeit bleibt häufig unsichtbar und das, obwohl sie entscheidend dazu beitragen, dass Brandenburgs ländliche Räume Orte bleiben, an denen Menschen leben und Zukunft gestalten können.

Eine alarmierende Schieflage: Männerüberschuss unter jungen Erwachsenen

Ein Blick auf die aktuelle Demografie zeigt eine beunruhigende Tendenz: Laut rbb|24 ist in Brandenburg (Quelle) in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen ein Männerüberschuss festzustellen. Für jeweils 100 junge Frauen kommen statistisch etwa 115 junge Männer.

Dieser Männerüberschuss entsteht vor allem durch Abwanderung junger Frauen nach der Schulzeit – sie verlassen ländliche Regionen, um in Städten Arbeit, Bildungsangebote oder eine andere Lebensperspektive zu finden.

Für Brandenburgs Dörfer und ländliche Räume hat das weitreichende Konsequenzen: Es verkleinert den Anteil junger Frauen, erschwert Familiengründung, senkt die Attraktivität der Orte für weibliche Pendlerinnen oder Unternehmerinnen und schwächt das soziale Gefüge. Frauen im ländlichen Raum werden damit zugleich stärker gebraucht – und gleichzeitig weniger zahlreich.

 

„Die Frau ist stärker als der Stein“ – Brücken bauen, wo keine Wege sind

Diese Stärke beschreibt Sekine Flämig von der Bürgerstiftung Barnim Uckermark eindrucksvoll:

Der Zug des Lebens, in dem ich in Albanien eingesteigen bin, hat mich durch die Uckermark geführt und genau hier bin ich ausgestiegen. Jedoch du fragst dich, ob du richtig gelandet bist. Ein albanisches Sprichwort sagt: Die Frau ist stärker als der Stein, und was der Stein nicht aushält, das vollbringt der Mensch. So überwinden wir, was unüberwindlich scheint, und bauen Brücken, wo keine Wege sind.

Sekine Flämig spricht für viele Frauen, die nach Brandenburg gekommen sind und hier Heimat gefunden haben. Trotz gesellschaftlicher Spannungen und wachsender rechtspopulistischer Tendenzen setzen sie sich für ein Miteinander, für Zusammenhalt vor Ort und für Integration ein.

Die Menschen reden viel über Integration, viel über uns, aber genau die, die viel über uns reden, reden nicht mit uns. […] Meine Aufgabe – nicht nur als Bürgerstiftung Barnim-Uckermark, sondern auch als Frau mit Fluchtgeschichte – ist es, Frauen, Familien und Jugendliche zu unterstützen, zu ermutigen und zu stärken, damit unsere schöne Uckermark Platz für jeden Menschen hat, unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe. Integration ist ein langer Weg, aber mit Zielen und Perspektiven kann auch Heimat entstehen – und das ist ein Grund, in der Uckermark zu bleiben.

Ihr Engagement zeigt: Frauen auf dem Land sind Brückenbauerinnen. Sie gestalten eine offene Gesellschaft, in der Vielfalt als Stärke gilt – auch und gerade in Regionen, in denen Veränderung herausfordert.

Mut und Haltung – Frauen im Engagement gegen Rechts

Auch Simone Harhues von den Omas gegen Rechts Oberhavel zeigt, wie viel Mut es braucht, auf dem Land sichtbar politisch aktiv zu sein:

Als Oma gegen Rechts-Oberhavel bist du nicht anonym. Auf dem Dorf kennt man sich und es spricht sich herum. Auf unpolitischen Märkten will man uns nicht, weil man die Diskussionen mit den Rechten scheut. Daher vernetzen wir uns mit anderen Aktiven oder machen unsere Veranstaltungen selber.

Mit Lesungen, Filmvorführungen und Gesprächen bringt sie politische Themen in Dörfer und Kleinstädte, schafft Austauschräume und stärkt die demokratische Kultur vor Ort.

Über das Engagement gegen Rechts habe ich so viele tolle Frauen auf einmal kennengelernt, wie in den 25 Jahren, die ich in Brandenburg lebe, nicht. Das ist das Beste daran.

Das beweist: Demokratie lebt von Begegnung – und Frauen sind oft diejenigen, die sie im Alltag ermöglichen.

Landfrauen sichern Zukunft – Ernährung, Gemeinschaft, Perspektiven

Ulrike Fechner, Geschäftsführerin des Brandenburger Landfrauenverband e.V. erinnert daran, dass der Internationale Tag der Frauen in ländlichen Gebieten eng mit dem Welternährungstag am 16. Oktober verbunden ist:

Bäuerinnen und Feldarbeiterinnen sorgen weltweit in großem Umfang für die Ernährungssicherheit der Menschen. […] Nur dort, wo sich Familien niederlassen, bleibt Infrastruktur erhalten und neue entsteht.

Das gilt besonders für Brandenburg, wo Frauen in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum unverzichtbar für Ernährung, Nachhaltigkeit und soziale Stabilität sind.

Umso bedeutsamer ist, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2026 zum Internationalen Jahr der Frauen in der Landwirtschaft ausgerufen haben. Diese Entscheidung ist ein wichtiges Signal – auch für Brandenburg: Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf Frauen, die in der Landwirtschaft, in der regionalen Lebensmittelproduktion und in der ländlichen Entwicklung Verantwortung tragen.

In Brandenburg sind viele dieser Frauen Pionierinnen: Sie führen Höfe, setzen sich für nachhaltige Landwirtschaft ein, entwickeln Direktvermarktungskonzepte oder verbinden traditionelle Anbaumethoden mit neuen, klimafreundlichen Ansätzen. Doch sie kämpfen oft mit strukturellen Hürden – von ungleichen Besitzverhältnissen bis zu eingeschränkter politischer Sichtbarkeit. Das kommende UN-Jahr bietet die Chance, ihre Arbeit endlich in den Mittelpunkt zu stellen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die Frauen in der Landwirtschaft stärken – wirtschaftlich, sozial und politisch.

Fazit: Brandenburg braucht starke Frauen – und starke Rahmenbedingungen

Die Kombination aus abwandernden jungen Frauen, strukturschwachen Regionen und dem starken Engagement jener, die geblieben sind, zeigt: Brandenburg braucht starke Frauen mit einer feministischen und ländlichen Politikstrategie, um starke Rahmenbedingungen zu schaffen:

  • Attraktivität ländlicher Räume erhöhen, um Abwanderung junger Frauen zu stoppen (z. B. durch bessere Mobilität, wohnortnahe Bildung, digitale Infrastruktur).

  • Gleichwertige Lebensverhältnisse sicherstellen – Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung, Kultur – auch auf dem Land.

  • Förderung und Anerkennung für Frauen in Landwirtschaft, Ehrenamt und Zivilgesellschaft, insbesondere mit Blick auf das Jahr 2026.

  • Sichtbarkeit und Teilhabe stärken: Frauen auf dem Land müssen gehört werden in Gemeindevertretungen, Ausschüssen, politischen Gremien.

  • Netzwerke und Schutzräume schaffen gegen Diskriminierung, Rechtsextremismus und Ausgrenzung.

 

Der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg e.V. setzt sich dafür ein, dass die Stimmen von Frauen auf dem Land gehört und gestärkt werden.

Denn wie Sekine Flämig sagt:

Wir sind die Gesellschaft – und nicht nur ein Teil davon, wie es oft gesagt wird.