Zum Tag der Hebammen: Gebährende zahlen den Preis – für ein System, das Geburt nicht ernst nimmt
Geburt ist ein zentraler Moment im Leben vieler Menschen – und doch fehlt es im deutschen Gesundheitssystem vielerorts an der nötigen Unterstützung, Sicherheit und Selbstbestimmung für Gebärende. Besonders in Brandenburg zeigen sich die strukturellen Defizite deutlich: lange Wege, geschlossene Geburtsstationen, fehlende Hebammen und unterfinanzierte Versorgungsstrukturen sind Alltag.
Dass sich daran etwas ändern muss, zeigt auch die aktuelle Kampagne des Deutschen Hebammenverbands. Sie macht sichtbar, wie dramatisch die Lage in der Geburtshilfe ist – und sie fordert politische Lösungen. Bis zum 7. Mai 2025 können Unterstützer*innen noch die Petition des Hebammenverbands unterzeichnen.
Geburt unter Druck: Was Zahlen zeigen
Ein Drittel aller Frauen in Deutschland erleidet während der Geburt ein Geburtstrauma. Diese Zahl ist alarmierend – und Ausdruck eines Systems, das Gebärenden nicht die Begleitung und Sicherheit gibt, die sie benötigen.
Dabei ist die Lösung bekannt: Studien zeigen, dass eine 1:1-Begleitung durch eine Hebamme unter der Geburt die Chancen auf eine selbstbestimmte und sichere Geburt deutlich erhöht. Diese Form der Betreuung darf kein Luxus sein, sondern muss flächendeckend gewährleistet werden – als Teil einer strukturellen Betreuungsgarantie.
Fehlende Zustimmung, fehlende Kontrolle
Auch in Bezug auf Selbstbestimmung offenbart das System tiefgreifende Mängel: 42,8 % der Frauen berichten laut einer Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft von Ein- oder Übergriffen während der Geburt, die ohne ihr Einverständnis durchgeführt wurden.
Diese Zahlen weisen auf strukturelle Gewalt in der Geburtshilfe hin – ein Thema, das bislang viel zu wenig Beachtung findet. Gebärende haben ein Recht auf informierte Entscheidungen und respektvolle Begleitung. Eine bedarfsgerechte Finanzierung mit klaren Qualitätskriterien, die das Geburtserleben und die körperlichen wie psychischen Folgen von Eingriffen berücksichtigt, ist dafür unerlässlich.
Brandenburg: Versorgungslücken in der Fläche
In einem Flächenland wie Brandenburg zeigt sich die Unterversorgung besonders deutlich. In berlinfernen Regionen müssen Schwangere bereits heute deutlich weitere Wege zur nächsten Geburtsklinik zurücklegen – mit allen Risiken, die das für Notfälle und psychische Belastungen bedeutet. Weitere Schließungen drohen.
Deshalb braucht es ein verlässliches, wohnortnahes Versorgungsnetz – von Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Familien müssen sich auf eine kontinuierliche Betreuung verlassen können, unabhängig vom Wohnort.
Hebammen stärken – Versorgung sichern
Hebammen sind zentrale Akteur*innen für eine gelingende Geburt. Sie begleiten, schützen und stärken Gebärende in einer sensiblen Lebensphase – und brauchen dafür die strukturellen Rahmenbedingungen, um ihre Arbeit qualitätsvoll leisten zu können.
Die Kampagne des Deutschen Hebammenverbands sowie der Hebammenverband Brandenburg machen diese Missstände sichtbar und fordern politische Veränderung.
Bis zum 7. Mai kann die dazugehörige Petition noch unterzeichnet werden. Es braucht klare politische Entscheidungen – für die Sicherheit, Würde und Selbstbestimmung von Gebärenden und ihren Familien.