„Bei uns doch nicht!“ – Der gelungene Auftakt zu den 33. Brandenburgischen Frauenwochen

Am 02.03.23 durften wir erneut eines der jährlichen frauenpolitischen Highlights in Brandenburg ausrichten: die Auftaktveranstaltung der diesjährigen 33. Brandenburgischen Frauenwochen zum Motto „Bei uns doch nicht!“! Die Moderatorin tanzte sich ihren Weg auf die Bühne, ein Frosch hat Eier im Publikum verteilt und wir haben eine alternative Version vom Märchen Rapunzel gehört, in der sie sich selbst aus dem Turm rettet.

Eine Frauenministerin, die engagiert vor Ort im Land dabei ist, sich Zeit nimmt für den Austausch mit all den engagierten Frauen und mit vielen per du ist? Rund 170 Gäste, vor allem Frauen, die sich an einem Donnerstag die Zeit nehmen, um sich zu vernetzen, politische Forderungen aufzustellen und sich über Themen austauschen, die anderswo unter den Teppich gekehrt werden? Eine Landesgleichstellungsbeauftragte, die sich persönlich dafür einsetzt, dass die Forderungen, im wahrsten Sinne des Wortes, an die Politik weitergetragen werden? So etwas gibt es doch nicht? Doch, bei uns in Brandenburg!

Bei der Auftaktveranstaltung der 33. Brandenburgischen Frauenwochen am 02.03.2023 im Potsdam Museum wurde – wieder einmal – deutlich, wie stark und empowernd die frauenpolitischen Strukturen im Land Brandenburg sind. 130 Gäste waren vor Ort und 40 Teilnehmer*innen online dabei – und man könnte sich kein besseres Publikum wünschen. Alle folgten mit Aufmerksamkeit und Offenheit dem Programm und brachten sich am Nachmittag voller Engagement und Tatendrang in den Open Space Workshop ein.

Was ebenfalls auffällig war: das Motto schien gut anzukommen – wir sind zuversichtlich, dass ein neuer Rekord aufgestellt wurde, wie häufig die Worte „Bei uns doch nicht!“ während einer Veranstaltung gefallen sind. Das Spannende: jede Person hat eigene Geschichten, eigene Erfahrungen und eigene Forderungen, die sie mit dem Thema verknüpft. Viele davon wurden auf der Bühne geteilt, andere auf Flipcharts und Bannern festgehalten.

Begrüßung durch Tatjana Geschwendt, Sprecherin Frauenpolitischer Rat Land Brandenburg e.V.

Begrüßung durch Tatjana Geschwendt, Sprecherin Frauenpolitischer Rat Land Brandenburg e.V.

Tatjana Geschwendt, Sprecherin im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e.V., formulierte in ihrem Grußwort z.B. „“Bei uns doch nicht!“ ist nur eine andere Form von Ignoranz, die Empathie verhindert.“ Doch, auch bei uns finden Gewalttaten statt, werden junge Menschen aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität diskriminiert und wird Gewalt unter der Geburt angewendet – um einige ihrer Beispiele zu nennen. Sie schloss ihre Begrüßung mit den Worten:

„Es gibt doch dieses Zitat: Reden ist Silber und Schweigen ist Gold. Ganz ehrlich, es ist genau umgekehrt: REDEN IST GOLD! Denn da, wo die Gewalt herrscht, schweigen ganz oft die Menschen. Wir sind heute hier, weil wir nicht mehr schweigen, wir reden. Und ich freue mich, dass Sie alle hier sind und dass wir gemeinsam ein Zeichen mit unserem Motto setzen „Bei uns doch nicht“ – ein Zeichen gegen Diskriminierung, gegen Gewalt und gegen Sexismus.“

(Tatjana Geschwendt, Sprecherin im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e.V.)

Nachdem Linda Weiß, Sprecherin im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e.V., die Ehrengäste begrüßt und das Publikum auf das Programm eingestimmt hatte, übernahm die Moderatorin Jackie Asadolahzadeh – und tanzte sich, unter Applaus, ihren Weg auf die Bühne. Die gebürtige Potsdamerin erzählte humorvoll den ein oder anderen Schwank aus ihrem Leben und endete mit ihren Erfahrungen, als sie vor einigen Jahren zurück nach Brandenburg aufs Land gezogen ist. Auf die Frage, ob es denn Nazis im Dorf gäbe, erhielt sie die Antwort „Also, so etwas, gibt es bei uns nicht!“ und lernte: „Also wenn so eine Aussage kommt – so oder so ähnlich – es lohnt sich auf jeden Fall nochmal genauer hinzugucken.“

Moderatorin Jackie Asadolahzadeh

Moderatorin Jackie Asadolahzadeh

Es folgten Grußworte der Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke (per Video), der Frauenministerin Dr. Ursula Nonnemacher, der Beigeordneten für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit der Stadt Potsdam Brigitte Meier sowie dem neuen Leiter des Landesbüros der Friedrich-Ebert-Stiftung, Urban Überschär.

„Bei uns leider doch – das ist der Schwerpunkt dieser Frauenwochen. Sexismus, häusliche Gewalt, Benachteiligung und Altersarmut von Frauen all das gibt es auch bei uns. Umso wichtiger, dass wir darüber reden und gemeinsam etwas dagegen tun und es nicht abtun mit dem Satz ‚Bei uns doch nicht!‘. Seit 1991 gelingt es den Brandenburgischen Frauenwochen jedes Jahr wieder, den Finger in die Wunde zu legen, die richtigen Fragen nach Gleichberechtigung zu stellen und Menschen ermuntert werden hinzusehen und über das Gesehene und Erlebte ins Gespräch zu kommen. Ich freue mich und bin stolz darauf, dass Brandenburg diese deutschlandweit einmalige Tradition vorweisen kann.“ 

(Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg)

Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg

Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg

Brigitte Meier, Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit der Stadt Potsdam

Brigitte Meier, Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit der Stadt Potsdam

Urban Überschär, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Brandenburg

Urban Überschär, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Brandenburg

Das Programm wurde musikalisch gerahmt durch eine dreiteilige Performance mit dem Titel „Ähm … doch!“ des feministischen Performance-Kollektivs hannsjana. Wir versprechen Ihnen und Euch, dass sich schon allein für diese Performances die Ansicht des Mitschnitts der Auftaktveranstaltung lohnen wird. Einen sehr emotionalen Beitrag steuerte zudem Tatjana Geschwendt bei, mit einem Lied über die Notwendigkeit von Familienzimmern, insbesondere bei Frühgeburten.

hannsjana, feministisches Performancekollektiv

hannsjana, feministisches Performancekollektiv

hannsjana, feministisches Performancekollektiv

hannsjana, feministisches Performancekollektiv

Tatjana Geschwendt, "Bleib doch bei mir"

Tatjana Geschwendt, „Bleib doch bei mir“

Im Format „Geschichten aus Brandenburg“ berichteten fünf Brandenburger*innen über ihre persönlichen Erfahrungen zum Motto. Jule Moosdorf (Frauenhaus Brandenburg an der Havel), Peps Gutsche (Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt MOL e.V.), Janny Armbruster (Landesbehindertenbeauftragte), Julia Straube (Brandenburgisches Landesinstitut für Rechtsmedizin) und Fereshta Hussain (Forum der Migrant*innenorganisationen in Brandenburg und Migrant*innenbeirat Potsdam) erörterten Themen wie häusliche Gewalt, anonyme Spurensicherung nach einer Vergewaltigung, Rassismus, rechte Gewalt und Antifeminismus sowie Gewalt gegen Menschen mit Behinderung. Wir hörten eine neue Version des Märchens Rapunzel, in der sie sich mit Hilfe von Büchern selbst aus dem Turm befreit. Wir erfuhren von einer angehenden Krankenschwester, die ihre Tätigkeit nicht mit Kopftuch ausüben durfte und schließlich Erzieherin wurde. Wir lernten, dass Frauen jeder Schicht, jedes Alters, mit und ohne Behinderungen Opfer von Vergewaltigungen und häuslicher Gewalt werden. Und noch so viel mehr.

Gruppenbild der Grußwortredner*innen, der Moderatorin und der Brandenburger*innen, die ihre Geschichten auf dem Podium erzählten

Gruppenbild der Grußwortredner*innen, der Moderatorin und der Brandenburger*innen, die ihre Geschichten auf dem Podium erzählten

Alle Brandenburger*innen stellten zudem politische Forderungen zu den genannten Themen auf und leiteten damit zum Open-Space-Format nach dem Mittag über. Im Open Space waren alle Teilnehmenden aufgerufen, klare Forderungen an die Politik zu formulieren. Diese wurden auf Flipcharts und einem Banner schriftlich festgehalten und werden am kommenden Freitag, den 10.03.2023, der Präsidentin des Landtages Brandenburg, Prof. Dr. Ulrike Liedtke, offiziell übergeben – wie Manuela Dörnenburg, Landesgleichstellungsbeauftragte, in ihrem Schlusswort ankündigte.

„Alle Forderungen, die zusammengetragen wurden, werden gesammelt und sind ungeheuer wichtig. Und dennoch finde ich, bei all den ganz berechtigten Forderungen, sollte man immer auch im Blick haben, was erreicht wurde. Denn wir fangen nie bei Null an. Wir machen immer Fortschritte, auch wenn es oft nur ein Müh an Fortschritt ist. Wir sollten uns daran erinnern. Denn ohne all die Anlässe, bei der ihr eure Stimme erhoben habt, ohne Veranstaltungen wie diese, hätten wir diese Fortschritte nie erreicht.“

(Manuela Dörnenburg, Landesgleichstellungsbeauftragte)

Open Space Workshop

Open Space Workshop

Open Space Workshop

Open Space Workshop

Open Space Workshop

Open Space Workshop

Schlusswort von Manuela Dörnenburg, Landesgleichstellungsbeauftragte Brandenburg

Schlusswort von Manuela Dörnenburg, Landesgleichstellungsbeauftragte Brandenburg

Das Team des Frauenpolitische Rats sagt Herzlichen Dank an alle, die auf der Bühne, im Publikum und hinter den Kulissen dabei waren und wünscht allen anregende, aufreibende, aber auch unterhaltsame Frauenwochen!

Hinter den Kulissen: Chat- und Technikbetreuung

Hinter den Kulissen: Chat- und Technikbetreuung

Hinter den Kulissen: Technik

Hinter den Kulissen: Technik

 

Fotos: Simone Ahrend, sah-photo.de

 

Videomitschnitt der Auftaktveranstaltung

Die ganze Auftaktveranstaltung hier in voller Länge sehen:

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