Plädoyer für Vielfalt

Posted by on Nov 22, 2015 in Allgemein

Die diesjährige Pauline-Staegemann-Preisverleihung* war ziemlich ungewöhnlich. Und das in fast jeder Hinsicht: Zum ersten Mal bekam ihn keine ausgewiesene SPD-Frau, sondern die Potsdamer Fotokünstlerin Simone Ahrend den Preis der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemo- kratischer Frauen verliehen.

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Foto: Irene Kirchner

Und anstelle sonst üblicher Laudationes wurde der Lebenslauf, oder besser das Lebensgefühl der sensiblen und zupackenden Künstlerin, nein, nicht in Bildern, sondern in dem schönen Song von Grit Rosenau „Bahnhof deines Lebens“ aufs Trefflichste eingefangen.

Denn unterwegs ist Simone Ahrend, die in New York Fotografie und in Potsdam Kommuni- kationsdesign studierte, ständig. Wenn nicht zu Geschichts- oder Fotoprojekten mit Jugendlichen in der Prignitz dann zu frauenpolitischen Veranstaltungen oder Theater- aufführungen in Potsdam, Berlin oder anderswo.

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Fotos: Simone Ahrend, sah-photo

Und immer, wenn die agile 54-Jährige auf Tour ist, entstehen neue Bilder und so war es auch kein Wunder, dass zur Preisverleihung auch ihre Fotoausstellung „Angekommen in Branden- burg“ im Regine-Hildebrandt-Haus in der Alleestraße 9 eröffnet wurde.

Hier zeigt sie nicht ihr eigenes Angekommensein, sondern jenes von Menschen, die aus Syrien, Afghanistan, Russland oder Somalia nach Deutschland gekommen sind und hier auf Asyl hoffen. Wie die siebenjährige Mada, die seit einem halben Jahr bei Turbine Potsdam Fußball spielt oder das frisch verliebte arabische Paar, das Simone Ahrend in Wittenberge abgelichtet hat.

Besonders berührend sind Porträts, wie das der winzigen Amira, die gerade mal drei Tage alt ist und in Potsdam geboren wurde oder das eines kleinen Mädchens mit Puppe, das auf dem langen kahlen Flur der Flüchtlingsunterkunft doch ein wenig verloren wirkt.

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Foto: Irene Kirchner

Simone Ahrend hat beim Fotografieren und im Leben keine Berührungsängste und die eigenen Lebens- und Reiseerfahrungen zu einem Credo für grenzenlose Vielfalt gemacht: „Wer wohl würde einem Vogel ein Visum erteilen?“, sagte sie in ihrer Dankesrede.

Die drei Rosenau-Schwestern, die mit ihr seit Langem eng befreundet sind, haben auch dies in ein wunderbares „Wir brauchen Vielfalt“- Lied gegossen, das zum Schluss alle Gäste dieser hoch emotionalen Preisverleihung gemeinsam gesungen haben.

Text: Astrid Priebs-Tröger

* Seit 2004 verleiht die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) Brandenburg den Pauline-Staegemann-Preis für herausragendes Engagement von Frauen in Gesellschaft und Politik. Die Würdigung und der Preis erinnern an das politische Erbe der feministischen Wegbereiterin Pauline Staegemann (1838-1909). Die aus dem Oderbruch stammende Frauenrechtlerin, deutsche Sozialistin und Gewerkschaftspionierin gründete gemeinsam mit zwei Berliner Arbeiterfrauen 1873 die erste sozialdemokratische Frauenorganisation, den Berliner Arbeiterfrauen- und Mädchenverein. https://www.frauen-spd.de/pauline-staegemann-preis.html