Stadt, Land, Frau? Stadt- und Regionalentwicklung von und für Frauen

Auf einer gemeinsamen Veranstaltung des Frauenpolitischen Rates Land Brandenburg e.V. und der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung im Rahmen der 33. Brandenburgischen Frauenwochen sprach Bundesbauministerin Klara Geywitz am 27.03.2023 über die Unterrepräsentation von Frauen auf dem Bau, männlich geplante Städte und was getan werden muss, um einen Kulturwandel voranzutreiben. Gemeinsam mit Katja Melan, die die Brandenburgische Architektenkammer vertrat und dort den Vorsitz der Arbeitsgruppe Gleichstellung innehat, sowie interessierten Gästen wurde im Anschluss diskutiert,wie eine geschlechtergerechte Stadt- und Regionalentwicklung in Brandenburg gelingen kann.

Klara Geywitz, Dr. Martina Weyrauch und Katja Melan (v.l.n.r.)

Klara Geywitz, Dr. Martina Weyrauch und Katja Melan (v.l.n.r.)

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Städte und Dörfer, wie wir sie heute kennen, häufig von Männern für Männer geplant wurden? Die spezifischen Bedürfnisse von Frauen, Kindern, Menschen mit Behinderungen, von älteren oder von Armut betroffenen Menschen wurden dabei selten mitgedacht. Das führt zu einer systematischen Diskriminierung, die heute die Erfahrungen von Frauen im öffentlichen Raum prägen:

 

Frauen machen zwar mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. Häuser, Städte und Gemeinden werden aber oft aus einer traditionell-männlichen Perspektive geplant. Frauen kommen in dieser Perspektive nur am Rande vor.

Bundesbauministerin Klara Geywitz

 

Aber es geht auch anders! Eine geschlechtergerechte und inklusive Stadt- und Regionalplanung denkt die unterschiedlichen Bedürfnisse von Anfang an mit und lässt mehr Frauen mitentscheiden. Städte und Dörfer können so kindgerecht, barrierefrei und nachhaltig werden – davon profitieren alle. Dazu brauchen wir Förderung, Interessenvertretungen, Netzwerke und Mentorinnen – eine Stadt- und Regionalentwicklung von Frauen für Frauen. Mit einem guten Beispiel gehen die Bundesarchitektenkammer mit der Projektgruppe zum Thema Chancengleichheit und die Architektenkammer Brandenburg mit der AG Gleichstellung voran.

Bei der gemeinsamen Veranstaltung mit der Landeszentrale für politische Bildung bereicherte Klara Geywitz, Bundesminsiterin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit ihrem Input zum Thema „Frauen und Bauen“ den Abend. Sie betone zunächst, dass in keinem anderen Wirtschaftszweig so wenig Frauen beschäftigt sind wie am Bau. Auch bei den Architekt*innen und Stadtplaner*innen ist der Frauenanteil noch deutlich geringer als der Bevölkerungsanteil. Ein fundamentales Problem, dass sich hinter diesen Zahlen verbirgt:

 

Der Gedanke der Gleichstellung ist auf dem Bau bisher nur unvollständig angekommen. Das kann uns nicht egal sein, wenn wir Gleichstellung als Wert und als Verfassungsnorm ernst nehmen. Das ist ja kein naturgesetzlicher Zustand – sondern das hat etwas mit den Strukturen der Bauwirtschaft und den verwandten Berufsfeldern zu tun. Und letztlich mit den Strukturen unserer Gesellschaft.

Bundesbauministerin Klara Geywitz

 

Wichtige Teilschritte sind laut Frau Geywitz z.B. Leuchtturmprojekte für frauengerechte, inklustive Stadtgestaltung, eine stärkere Verankerung des Gender-Budgeting, aber auch ein Kulturwandel, der duch zivilgesellschaftliches Engagement, wie jenes des FPRs, vorangetrieben werden muss. Aber wir müssen noch über diese Teilschritte hinausgehen, sagt die Bundesbauministerin.

 

Wir müssen das Thema Geschlechtergerechtigkeit noch umfassender und an der Wurzel anpacken. Und das bedeutet v.a. den Gender Pay Gap und die berüchtigte „gläsernen Decke“ anzugehen. Davon sind Frauen überall im Berufsleben betroffen. Natürlich auch in der Baubranche, in Architektur und Immobilienwirtschaft.

Bundesbauministerin Klara Geywitz

 

 

Gemeinsam mit Katja Melan, der Vorsitzenden der bereits erwähnten Architektenkammer Brandenburg, und allen Gästen schloss sich ein Gespräch an, wie eine geschlechtergerechte Stadt- und Regionalentwicklung in Brandenburg gelingen kann. Wichtige Leitforderungen sind der Kulturwandel in der Branche, politische Rahmenbedingungen und das Gender-Budgeting.

Die Ausstellung „Haus ohne Grund. Wohneigentum in Brandenburg“ vor und nach der Veranstaltung rundete den Abend ab.

 

Fotos von Beate Wätzel

 

Weitere Informationen

Zum Transkript der Rede von Klara Geywitz

Zum Veranstaltungstext der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung