THINK TWICE

Posted by on Aug 2, 2017 in Allgemein

„Typisch Jugend – fehlendes Interesse und kein Bock sich an Etwas zu beteiligen.“ Mit diesem Vorwurf und Empfinden wurde ich bei einem Workshop zum Thema „Offenheit, Toleranz und Vielfalt“ konfrontiert, bei dem ich Improvisationstheater mit einer Gruppe von jungen Frauen spielte. Die Teilnehmerinnen sammelten Klischees und Stereotype aus ihrem Alltag, die uns einen Einstieg in das Rollenspielen liefern sollten.

Letztlich war ich diejenige, die nach Hause ging und sich fragte, ob Offenheit und Toleranz eine Grenze hat? Nämlich die zwischen verschiedenen Generationen? Warum fühlen sich die jungen Frauen gerade von Älteren unverstanden? Ich selbst werde in meiner Arbeit in der offenen Mädchenarbeit häufig mit der Frage konfrontiert, ob die Mädchen überhaupt bei unseren Angeboten mitmachen und Interesse und Dankbarkeit an den Tag legen. Ich reagiere diskussionslos souverän, denn ich nehme mir den Luxus heraus die Mädchen und jungen Frauen durchweg positiv zu sehen und letztlich lässt sich das auch begründen.

Wir haben zahlreiche interessierte Praktikantinnen und Ehrenamtlerinnen; Freiwillige für Kursbetreuungen und Helferinnen bei Events, Demonstrationen und bei der bevorstehenden U18-Wahl im September. Zudem entwickeln sie eigene Ideen für Projekte und helfen uns verschiedene Ziele umzusetzen. Für pubertierende (weibliche) Jugendliche nicht selbstverständlich; oder doch? Also wo drückt jetzt der Schuh der älteren Generationen, die ein Negativbild der Jugend mit sich herumtragen? Es fällt scheinbar schwer sich damit auseinanderzusetzen, dass die Jugend Teilhabe, Mitbestimmung und Mitwirkung für sich anders definieren und leben. Digitalisierung und Pluralisierung heißt aber nicht gleich Verwahrlosung; stattdessen geht schlicht dem „I do“ ein „I like“ zuvor.

Auch Ältere sollten öfters den Daumen heben und nicht gleich den Zeigefinger. Wenn wir uns bemühen den Mädchen und jungen Frauen auf Augenhöhe zu begegnen und ihre anderen aber vielfältigen Formen des Einbringens wertschätzen, können wir uns von verfestigten Bildern lösen und uns für ein bereicherndes Miteinander öffnen. Dann können wir auch das lästige Wort „typisch“…. hinter uns lassen und Verhalten und Menschen in ihrer Einzigartigkeit betrachten.

Text: Marlen Berg, 32 Jahre. Studium in Potsdam: Magister in Erziehungswissenschaft und Literaturwissenschaft. Schwerpunkte Kinder- und Jugend; Abschlussthema: Mädchenarbeit.
Seit 2012 arbeite ich studienbegleitend in dem Frauenzentrum Cottbus, bin dort auch Vereinsfrau und seit 2013 im Mädchenprojekt angestellt und seit diesem Jahr dort Projektleiterin. Meine „Steckenpferde“ sind kreative Arbeit und der Mut zu Allem, was die Welt hergibt (Handwerk, Technik, Lesen, usw.). Dabei begleiten mich meine Hündin Lorelai und mein Mann, der ebenfalls ehrenamtlich in der mädchen- und frauenpolitischen Arbeit aktiv ist. Ich bin in Cottbus geboren und liebe die hiesige Kinder- und Jugendlandschaft und möchte weiterhin in dieser aktiv sein und hoffe zudem in der Mädchen- und Frauenpolitik „junge“ Ideen miteinbringen zu können und von vielen anderen tollen Frauen zu lernen. Eine große Bereicherung hierfür ist meine Freundin Franziska Reifenstein, die ich glücklicherweise auch gleichzeitig Kollegin nennen darf.

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