„Wir brechen das Schweigen – Brandenburger Frauen sprechen über Armut“

Posted by on Jun 7, 2023 in Allgemein

Es fing an mit der Frage: Wie kann frau das Thema Armut in Brandenburg angehen? Im Austausch zwischen Frauen des Brandenburger Landfrauenverbands, des Arbeitslosenverbands Landesverband Brandenburg und des Demokratischen Frauenbunds entstand die Idee zu einem Verbundprojekt. Das Ziel: Das Schweigen über dieses Tabu-Thema brechen und Brandenburger Frauen und ihre Geschichten in den Fokus rücken. Nachdem bereits ein Buch und eine Wanderausstellung umgesetzt wurden, feierte nun am 06. Juni 2023 der Dokumentarfilm „Wir brechen das Schweigen“ seine Premiere und nahm das Spannungsfeld Frauen – Armut – Ehrenamt in den Blick.

Das Buch

Die Idee zum Buch „Glanz ohne Gold“ entstand 2018, als sich Frauen aus dem Management dreier Verbände, dem Brandenburger Landfrauenverband e.V. (BLV), dem Arbeitslosenverband Deutschland, Landesverband Brandenburg e.V. (ALV) und dem Demokratischen Frauenbund, Landesverband Brandenburg e.V. (dfb) trafen und gemeinsam überlegten, wie frau das Thema »Armut« in Brandenburg angehen könnte.

„Wir wollten es nicht abstrakt in Zahlen haben. Wir wollten auch nicht jammern oder auf Schuldige zeigen. Wir wissen, dass in Brandenburg viele starke Frauen leben, die es nicht leicht hatten und haben, aber die sich trotz der schweren Bedingungen nicht unterkriegen lassen. Sie finden sich in unseren Verbänden. Ihnen geben wir mit diesem Buch eine Stimme.“

(Aus dem Buch „Glanz ohne Gold“, S. 4)

Entstanden ist ein Buch mit wilden Krimis, Märchen, Abenteuern und Fabeln, ein Buch über 15 Frauen aus ganz Brandenburg und ihre Geschichten.

In vielen Lesungen waren die Initiatorinnen mit den Geschichten im Land unterwegs und diskutierten gemeinsam über Wege aus der Armut, über Gerechtigkeit und Gemeinschaft.

 

Die Wanderausstellung

Inspiriert von den Geschichten im Buch entstand eine Wanderausstellung. In zehn Installationen fanden Armutsfaktoren und Wohlstandsaspekte einen künstlerischen Ausdruck. Die Ausstellung war an verschiedenen Orten in Brandenburg zu sehen, u.a. im August und September 2020 auch im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz. Sozial und Frauenministerin Ursula Nonnemacher sagte bei der Eröffnung:

„Für Frauen besteht auch in Brandenburg noch immer ein höheres Armutsrisiko als für Männer. 2020 galten mehr als 14 Prozent der Brandenburgerinnen als armutsgefährdet, jede dritte in Vollzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frau bekommt lediglich einen Monatslohn im Niedriglohnbereich. Das zu ändern, kann nur gelingen, wenn das Thema Frauenarmut noch viel stärker als bisher in den öffentlichen Fokus rückt.
Die Wanderausstellung, die wir heute in unserem Ministerium eröffnen, trägt auf berührende Weise dazu bei, denn sie stellt die Betroffenen in den Mittelpunkt. Sie erzählt Geschichten von der Suche nach einem guten Leben und der Bedeutung von Gemeinschaft. Die Ausstellung bietet uns Eindrücke, die emotional berühren und bewegen, sowie Fragen, die zum Nachdenken anregen, traurige Wahrheiten, aber auch ermutigende Botschaften.“

(Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz im Land Brandenburg)

 

Der Film

Der Dokumentarfilm „Wir brechen das Schweigen“ feierte am 06. Juni 2023 seine öffentliche Premiere im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.

Im Film erhalten Frauen eine Stimme, die sich ehrenamtlich gegen die Auswirkungen zunehmender Armut stemmen und Ideen entwickeln, um von Armut betroffenen Menschen zu helfen – auch wenn sie z.T. selbst betroffen sind.

Aus diesem Spannungsfeld Frauen – Armut – Ehrenarmt ergibt sich eine neue Perspektive auf das Thema. Der Film wirft Fragen auf, wie die alltäglichen Armuts-Probleme gelöst werden können und welche Rolle das Ehrenamt spielt und spielen sollte.

Dabei wird auch klar, dass weibliches Ehrenamt oft unsichtbar bleibt. Es wird statistisch nicht erfasst, weil es oft nicht im Rahmen von Vereins- oder Verbandsmitgliedschaften und Gremien stattfindet.

Im Anschluss an die Filmpremiere wurde in einer offene Diskussionsrunde über mögliche nächste Schritte gesprochen. Braucht es eine statistische Erhebung zum Ehrenamt von Frauen in Brandenburg? Wie können Rahmenbedingungen und Strukturen geschaffen werden, um zunehmender Armut entgegenzuwirken und gleichberechtigte Chancen und Wertschätzung für ehrenamtliches Engagement zu schaffen? Welche Forderungen sollten mit Blick auf das bevorstehende Wahljahr an die Politik kommuniziert werden?

 

Eines ist sicher: Wir werden weiterhin über Armut sprechen. Wir werden gemeinschaftlich nach Wegen suchen, um armutsbetroffenen Menschen zu helfen. Und wir fordern die Politik dazu auf, aktiv an einer wirksamen Bekämpfung von Frauenarmut mitzuwirken.

 

Links und weitere Informationen