Zurück in die Zukunft – 30 Jahre Demokratischer Frauenbund

Posted by on Mrz 16, 2020 in Allgemein

Diskussion/Podiumsdiskussion:

Frauenpolitik ist voller Widersprüche. • Und dennoch geht es uns gut

Cottbus • Weit zurück reicht die Erinnerung der ehemaligen Mitarbeiterinnen und Freundinnen des Demokratischen Frauenbunds (dfb) in Cottbus. Diese teilten sie gemeinsam in lockerer Gesprächsatmosphäre mit Brigitte Triems, ehemalige Vorsitzende des Demokratischen Frauenbundes und ehemalige Präsidentin der Europäischen Frauenlobby.

Der Blick geht weit zurück vor die Zeit der Deutschen Einheit, Schwarzweißfotos, DDR-Zeitschriften. Diese beschleunigen Erinnerungen, das Erzählen von Geschichten und viele Fragen: Hatten es Frauen in der DDR schwerer als Frauen heute? Hatten sie die gleichen Rechte? Verschaffte die Arbeit den werktätigen Frauen ein gewachsenes Selbstbewusstsein? War ihr Recht, zu arbeiten, eher dem System geschuldet, das jede Arbeitskraft benötigte? War der Haushaltstag, den DDR-Frauen einmal im Monat als zusätzlichen freien Tag von ihrem Betrieb erhielten, eher hinderlich oder förderlich für ihre Gleichberechtigung? Nun, ein Ehemann konnte seinem kleinen Gehalt keine Familie ernähren, da bedurfte es der Mitarbeit der Frau. Keine Frage.

Gleichstellungsbeauftragte Sabine Hiekel sprach davon, wie es ihr gelungen ist, auch zuhause die Arbeit zu teilen, um berufliche Qualifikationen zu erlangen.

Was nun aber von Frauen zu tun ist, wirklich gleichberechtigt zu werden, darin ermutigten sich die Frauen, denn die volle soziale, wirtschaftliche, kulturelle und politische Gleichstellung von Frauen beginnt schon bei den Unterschieden in der Berufswahl.

 

 

Zum Thema Haushaltstag:

Die Autorin dieses Textes kam zwar nie selbst in den Genuss eines »Haushaltstages«, weil auch dafür in der DDR Vorraussetzungen galten, erinnert sich aber, dass ihr Vater, ein Handwerker und Witwer, diesen »Waschtag« zu beantragen suchte, weil er für den Haushalt allein zuständig war. Dieser wurde ihm nicht gewährt, weil es den Zuschreibungen der Umwelt zufolge eine Errungenschaft der Frau war, eine Würdigung der tatsächlichen Belastung der berufstätigen Frauen – der Haushaltstag wurde in unserer Stadt auch „Hausfrauentag“ genannt. Dem Rollenbild der endsiebziger Jahre entsprechend, hält das Arbeitskollektiv zusammen, der Vater arbeitet werktags, der Sonnabend wird oft zum nicht enden wollenden Waschtag mit holzbefeuertem Waschkessel und Wellenradwaschmaschine, die Wäsche muss zwei- bis dreimal in kaltem oder lauwarmem Wasser gespült werden und flattert später draußen im Wind.

Im Dezember 1991, als der Haushaltstag zum letzten Mal von den Frauen in den neuen Bundesländern in Anspruch genommen werden konnte, war die Autorin Studentin, denn im neuen Deutschland wurde ihr Berufsabschluss nicht hinreichend anerkannt – sie musste sich wie viele andere schleunigst neu qualifizieren und einen neuen Beruf lernen. Sie entschied sich für ein Studium. Auch gegenwärtig käme weder sie noch andere Freiberuflerinnen in den Genuss eines Haushaltstages.

Für wen wäre so ein Hausarbeitstag heute sinnvoll? Sollte der Tag allen Männern in allen Betrieben zukommen oder sollten Frauen und Männer ihn abwechselnd nehmen? Wird es je dafür ein Gesetz geben? Soll »Vater Staat« bestimmen, was für Frauen und Männer im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gut ist? Solange der Maßstab der Gleichberechtigung männlich bestimmt ist und sich an Karrieren und beruflichen Leistungen orientiert, bleibt der Haushaltstag ein Wunsch – bis zur Emanzipation der Geschlechter von den gesellschaftlichen Geschlechterordnungen. Dann übernehmen Saugroboter, automatische Wasch- und Spülmaschinen?

 

Text und Fotos: Simone Ahrend, sah-photo.de